Bei dem Besuch der Universitätsklinik (Bangabandhu Sheikh Mujib Medical University, BSMMU) in Dhaka durften wir mit dem Lehrstuhlinhaber für Nephrologie, Prof. Harun-Ur Rashid, seine Abteilung besuchen. Wir lernten ein 16-jähriges Mädchen kennen, das aufgrund von Bluthochdruck nierenkrank und auf eine Dialysebehandlung angewiesen war. 

Nun saß ihre Mutter an ihrem Bett, um sie mit nach Hause zu nehmen - zum Sterben. Das Geld der Familie war für die Behandlung ihrer Tochter aufgebraucht, die Familie war verschuldet, ihr Haus verkauft; deshalb war die Fortsetzung der Dialysebehandlung nicht mehr bezahlbar. Für uns war das Erlebte entsetzlich - hilflos das Sterben des jungen Mädchens mit zu erleben.


So wie diesem Mädchen ergeht es den meisten nierenkranken Menschen in Bangladesch.

Betroffen von Nierenerkrankungen sind Schätzungen zu Folge in Bangladesch 10-20 Millionen Menschen. Nierenerkrankungen werden meistens nicht erkannt, erkrankte Menschen versterben in ihren Dörfern und hinterlassen Familie und Angehörige.

Wird eine Dialysebehandlung überhaupt begonnen, muss sie bei 90% der Patienten innerhalb von 3 Monaten beendet werden, da die betroffenen Menschen und ihre Familien die Behandlungen nicht weiter bezahlen können.

Auch in Bangladesch ist neben Diabetes mellitus Bluthochdruck die häufigste Ursache für die Entstehung von Nierenerkrankungen. Die Häufigkeit von Bluthochdruck hat in Bangladesch deutlich zugenommen; waren 1974 nur 3% der Bevölkerung von Bluthochdruck betroffen, sind es heute zwischen 20,3 und 53%.

Bluthochdruck kann man nicht spüren, man muss ihn messen, um ihn zu erkennen. Weil es in Bangladesch keine Prävention gibt, entstehen die Folgeerkrankungen von nicht erkannten, unbehandelten Bluthochdruck wie Niereninsuffizienz, Herzinfarkt, Erblindung, Durchblutungsstörungen der Beine, Demenz und Schlaganfall häufig. Herzkreislauferkrankungen sind auch in Bangladesch die häufigste Todesursache und haben infektiösen Erkrankungen längst den Rang abgelaufen. 

Für uns waren das Treffen mit dem Mädchen und unsere Betroffenheit, Anlass etwas zu ändern. Bluthochdruck kann man nicht fühlen; man muss ihn messen, um ihn zu erkennen und Folgeerkrankungen zu verhindern. In Bangladesch haben arme Menschen keinen Zugang zur medizinischen Versorgung: Ärzte kosten Geld, Wege sind weit und hohen Blutdruck bemerkt man nicht.  Um vor allem auch bei armen Menschen die Gesundheit zu erhalten, muss man sie erreichen, den Blutdruck messen, sie aufklären und den Blutdruck kontrollieren.